Nach den Themen Kinderarmut und Schulgesundheitsfachkräfte der Sommertour 2022 lag der Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Wohnungsnotfallhilfe der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt. Nach einer kurzen Begrüßung durch deren Präsidentin Marianne Rehda und einem anschließenden längeren Gespräch besichtigte Groß das Obdachlosenheim und die Notaufnahme, die Geflüchteten-Unterkunft und das Projekt „Junge Wilde“ für jugendliche Wohnungslose im Norden der Landeshauptstadt. Zwischen Krieg und Klimaschutz „darf der soziale Bereich nicht vernachlässigt werden“, sagte Groß. So werde das Thema Wohnungsnotfallhilfe und Armut gern verdrängt.
So besteht z.B. bei jungen Erwachsenen dringender Handlungsbedarf und zwar besonders, wenn sie aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe kommen, erklärte die Vorstandsvorsitzende der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt, Angela Schweers. „Man erwartet, dass diese Jugendlichen ab 18 Jahren auf einmal allein klarkommen, obwohl sie über keine Ressourcen oder ein familiäres Netzwerk verfügen. Diese Jugendlichen starten zu 100 Prozent arm in ihr Leben.“ Ein neues Projekt in Potsdam ist daher das sogenannte Care-Leaver-Zentrum, über das eine weitere Betreuung der Jugendlichen möglich ist.
Auch in Potsdam gibt es jedes Jahr viele Zwangsräumungen. Die Gründe dafür liegen ganz überwiegend bei Mietschulden, aber auch bei anderen Problemlagen wie Drogensucht oder psychischen Krankheiten. „Zwangsräumungen müssen um jeden Preis verhindert werden“, sagte Frauke Stürenburg, Präsidiumsmitglied im AWO Bundesverband sowie im AWO Bezirksverband Potsdam. David Weidling, Leiter des AWO Obdachlosenheims, betonte, dass die Bewohner*innen Unterstützung bräuchten. Sie benötigen Begleitung. „Wir dürfen sie nicht allein lassen.“ Wichtig seien verschiedene kleinteilige Wohnungsnotfalleinrichtungen und –projekte, die individuell auf die Bedarfe der jeweiligen betroffenen Gruppen wie z.B. junge Erwachsene, Familien, Frauen oder ältere wohnungslose Menschen ausgerichtet sind. Und natürlich braucht es bezahlbaren Wohnraum für alle.