Schulgesundheitsfachkräfte helfen Kindern und Jugendlichen, gesund aufzuwachsen. Sie tragen zu besseren Bildungschancen bei, sie entlasten die Schule und die Lehrerschaft und geben den Eltern mehr Sicherheit. Und sie sind für die Schüler*innen da, wenn sie sich verletzen oder krank fühlen. Gegenargumente? Fehlanzeige. Selten waren sich die Teilnehmer*innen einer Diskussionsrunde so einig wie am gestrigen Dienstag beim Fachgespräch im Fischglas in der Grundschule Fichtenwalde in Beelitz. Es ging um das Thema „Schulgesundheitsfachkräfte einführen“, eine von neun Forderungen unseres Programms „1 plus 9“ – ein Ziel, neun Forderungen für eine sozial gerechte Gesellschaft“.
Stefan Engelbrecht vom AWO Bezirksverband Potsdam gab zunächst einen kurzen Überblick zum 2021 beendeten landesweiten Modellprojekt. Trotz der der umfassenden und erfolgreichen Evaluation des Modellprojektes hatte die Landesregierung eine Verstetigung damals abgelehnt. Viele Kommunen und ein Landkreis sicherten daraufhin die Finanzierung aus eigenen Mitteln ab. „Dafür sind wir sehr dankbar. Aber Bildung ist Landessache. Die künftige Landesregierung muss hier Verantwortung übernehmen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirksverbandes Potsdam e.V., Angela Schweers. Schließlich stehe die Einführung von Schulgesundheitsfachkräften auch im aktuellen Koalitionsvertrag der Landesregierung, sei aber nie umgesetzt worden. „Wir fordern weiter Schulgesundheitsfachkräfte. Und wenn es noch 20 Jahre dauert“, so Schweers.
An dem Gespräch nahmen auch die Schulgesundheitsfachkräfte Daniela Scheerer, Daniela Möllerhenn-Stemmler, Melanie Efinger und Krisztina Gill teil. Sie berichteten kurz über ihre Tätigkeit, aktuelle gesundheitliche und seelische Probleme der Kinder und Jugendlichen in ihren Schulen. Der Hauptamtsleiter der Stadt Beelitz, Torsten Zado, bekräftigte, dass sein Kommune überzeugt sei von der Tätigkeit der Schulgesundheitsfachkräfte. Aktuell sind 21 Schulgesundheitsfachkräfte in Beelitz, Perleberg, Cottbus, Brandenburg an der Havel, Trebbin, Neuruppin und im Landkreis Barnim (Eberswalde, Bernau) im Einsatz. Auch andere Bundesländer haben es verstanden. In Hessen sind 50 Schulkrankenschwestern beschäftigt, auch Rheinland-Pfalz hat ein entsprechendes Projekt verstetigt. Unter anderem in Wien und ab kommendem Jahr auch in Berlin laufen entsprechende Pilotprojekte.
André Saborowski vom Vorstand der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt freute sich über die Teilnahme von Vertreter*innen der Parteien Plus/Volt und BVB/Freie Wähler. „Leider konnten die Parteienvertreter der aktuellen Regierungskoalition eine Teilnahme nicht ermöglichen. Gerade da scheint es aber noch Diskussionsbedarf zu geben“, sagte er. In den Kommunen müsse man gar nicht viel überzeugen. Da sei das Interesse da, auf Landesebene hakt es. „Wir fordern Schulgesundheitsfachkräfte seit mehr als 15 Jahren. Solange wir sachlich darüber reden, ist jeder davon überzeugt, dass wir das haben müssen. Aber warum machen wir es dann nicht? Es gibt keinen Grund dafür, es nicht zu machen!“. Denkbar sei eine Mischfinanzierung mit den Kommunen oder zunächst die Finanzierung der bestehenden Stellen. „Es gibt so viele Möglichkeiten“, sagte Saborowski.
Das nächste Fachgespräch im Fischglas findet am heutigen Mittwoch im AWO Spenden- und Tauschladen „Schatztruhe“ zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum für alle“ statt.