Frauen und Bogen - Bogenbau

Artikel vom 20.11.2025

Mit Gefühl minimieren, weil „dranschneiden wird schwierig“, gibt Martin Hering zu Bedenken, bevor die Workshop-Teilnehmer*innen auf den mobilen Werkbänken Platz nehmen, um die Wurfarme des Langbogens herauszuarbeiten. „Mit der Ziehklinge trägst Du das Holz des Rattan-Rundstabs ab und bringst diesen mit Hilfe des Ziehmessers in die richtige Form“, so der Fachmann von Baum und Bogen aus Berlin.


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Was sich einfach anhört, entpuppt sich als schweißtreibende Tätigkeit, was die Teenager Alexandra und Freundin Xara scherzhaft „Holzquälerei“ nennen. „Weniger Gewicht macht mehr Flitz beim Bogen“, erklärt Martin augenzwinkernd den Drall des Bogens, wieder in die gerade Form zurückzuschnipsen. Unter schabenden Geräuschen rieseln die Holzlocken zu Boden und bilden bald Berge. Mit den Spänen verbreitet sich ein Duft, der an Natur und Ruhe erinnert. Dass nur neun Menschen am Samstag in den Workshop starten, sorgt zusätzlich für Behaglichkeit, in der die Teilnehmerinnen flott ins Gespräch kommen. Dass offene Angebote eine Wundertüte sein können, erlebt die Gruppe am zweiten Tag zur Mittagszeit, in der sich fünf Frauen und 9 Kinder dazugesellen. Diese Damen haben sich im Vorjahr bereits einen Bogen im MGH gebaut und jetzt nur eins im Sinn: schießen.

Wie bei allen Angeboten für Frauen, denkt das MGH-Team die Kinderbetreuung mit. Besonders die Mädchen finden „cool“, dass Mama einen Bogen baut und verkünden verständnisvoll: „Mach in Ruhe – ich geh mit den anderen spielen.“

 

Während die einen ihren Bögen noch den letzten Schliff geben, bauen sich andere schon die Pfeile dazu. Es braucht drei Teile aus der bunten Feder-Box, einen Anspitzer, Kleber für Nocke und Spitze sowie feinmotorisches Geschick und Geduld. Im so genannten Befiederungs-Ständer trocknet der Kleber, der die Federn mit dem Holzstab verbindet. Indes bekommt der Rattan-Bogen einen Anstrich mit Leinölfirnis, so dass er geschmeidig bleibt.

Finaler Höhepunkt ist für alle am Sonntag das Erlebnis, mit dem eigenen Bogen die Pfeile nacheinander auf die Zielscheibe abzufeuern. Bogensport sorgt für Balance auf körperlicher, mentaler und sozialer Ebene. Insgesamt haben sich 19 Frauen aus vier Nationen einen Langbogen im AWO-Mehrgenerationenhaus gebaut, sich auf Deutsch ausgetauscht. Die Zielgruppe umfasst neben Teenagern auch ältere Frauen, die oftmals durch familiäre und häusliche Verpflichtungen schwer Zugang zu Freizeitaktivitäten finden – ganz abgesehen ihrer begrenzten finanziellen Möglichkeiten.

Durch die gemeinsame Aktivität verbessern die Frauen ihre körperliche Fitness und auch ihre Deutschkenntnisse auf informelle Weise. Am liebsten würden sich die Frauen regelmäßig treffen, um aus der „Verinselung“ herauszukommen und sich gemeinsam eine Auszeit „mit Schuss“ zu gönnen – für mehr Balance im Alltag.

 

 
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