„Jeder Mensch ist teilhabeberechtigt!“ Behinderte Menschen sollten nicht fürsorglich betreut werden, sondern haben das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – der Inklusion. Am gestrigen Dienstag fand das letzte von insgesamt neun Fachgesprächen im Fischglas in der Geschäftsstelle der AWO Betreuungsdienste gGmbH in Friesack statt. Fachexpert*innen und Kandidat*innen der Parteien für die Landtagswahlen am 22. September diskutierten dabei „Inklusion – Ja, aber richtig!“, eine von neun Forderungen unseres Programms „1 plus 9 – ein Ziel, neun Forderungen für eine sozial gerechte Gesellschaft“.
Mit einem kurzen Input gab Sven Leist, Geschäftsführer der AWO Betreuungsdienste, die Richtung des Gespräches vor. Das System müsse sich von der Fürsorge weg zu einem partizipatorischen System entwickeln. Menschen in besonderen Wohnformen müssten Zugang zur Ambulanten Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung erhalten, damit sie nicht vorzeitig in ein Pflegeheim müssten. Der AWO Bezirksverband Potsdam e.V. reduziere außerdem bereits seit längerem die Plätze in den Betreuungsheimen und setzte stattdessen auf individuelle Wohnformen wie AWO Wohnen im Kiez. Leist forderte die Politik auf, den Fachkräftekatalog des Landes zu aktualisieren, in dem die anerkannten Fachkräfteberufe festgeschrieben sind. Auch müsse die Ausbildung zu sozialen Berufen künftig kostenfrei sein und ein Lehrgeld bezahlt werden. Diese „Ungleichheit der sozialen Arbeit“ müsse beendet werden.
Eine weitere Forderung war ein Rahmenvertrag für ambulante Teilhabeleistungen. In nahezu jedem Landkreis gelten aktuell andere fachliche und finanzielle Regelungen dazu. An der teils lebhaften Diskussion nahmen unter anderem Andreas Gruner (BVB/Freie Wähler), Andrea Johlige (Die Linke), Johannes Funke (SPD) und Margarita Stark (CDU) teil. Zudem beteiligten sich viele Klient*innen der Einrichtungen an dem Gespräch und äußerten ihre Wünsche für eine inklusivere Gesellschaft und bessere Chancen, um auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Beschäftigung zu finden. „Menschen mit Behinderungen sind strukturell arm. Warum nimmt die Gesellschaft diesen Zustand einfach als gegeben hin?“, fragte der Vorstand der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt, Andrè Saborowski.