„Wenn ich surfe, dann habe ich keine Angst. Ich bin so fokussiert, da kann ich gar nicht in meinem Kopf sein“, berichtet eine Teilnehmerin, die chronisch erkrankt ist. Eine andere, die unter Depressionen und Ängsten leidet, ist beeindruckt „wie schnell sie beim Surfen aus den Gedanken-Kreisen herauskommt“ und fröhlich wird. Surfen als Therapieform: das haben neun Selbsthilfegruppen-Mitglieder zwischen 24 und 39 Jahren in der vergangenen Woche auf der Nordseeinsel Sylt ausprobiert. Organisiert war die Reise von der AWO Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in Potsdam-Mittelmark (KIS) gemeinsam mit dem Verein „Meer leben“ e.V. und gefördert durch die AOK Nordost.
Minuten Lesezeit
„Über das Surfen wieder in Bewegung zu kommen, den eigenen Körper zu spüren, raus aus dem Kopf und rein ins Hier und Jetzt, das war für viele Teilnehmer eine ganz besondere Selbsterfahrung“, sagt die Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle, Anke Polkowski, die die Gruppe begleitet hat. Die Teilnehmer*innen aus ganz Brandenburg und Berlin kamen aus unterschiedlichen Bereichen der Selbsthilfe wie Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen und chronische Schmerzen. Über das Wellenreiten hinaus konnten sie sich in täglichen Workshops zu Themen wie Konflikte, Selbstregulation und Stressbewältigung austauschen, diskutieren und anhand vorgestellter Modelle eigene Gefühle und Bedürfnisse erkennen und benennen. Dabei hätten sie festgestellt, dass es den anderen genauso ginge und sie mit vielen Themen gar nicht so alleine seien wie angenommen, so Anke Polkowski. In der einen Woche „Surf and Heal“ habe sich eine neue Gemeinschaft gebildet, in der sich alle gegenseitig unterstützten und stärkten.
Surfen als Therapieform ist in vielen Ländern weltweit eine anerkannte Methode. Gemeinsam stelle man sich seinen Ängsten und teile ebenso die Erfolge. „Das gibt Mut und Selbstvertrauen – ein neues Lebensgefühl“, ist die Leiterin der KIS begeistert. „Mich an die Kraft zu erinnern, die ich auf dem Board gespürt habe, dass wird mich nachhaltig und lange begleiten“, resümierte ein weiterer Surf and Heal-Teilnehmer. Und Anke Polkowski plant schon eine Zweit-Auflage des Selbsthilfeprojekts für das Jahr 2027.
Inmitten von Buden, fröhlichem Treiben, freudigem Kindergejohle, rot beschirmten Gästen und Schlagzeug-Übungen traf sich gestern Nachmittag der AWO Bundespräsident mit dem ...