Virtuelle Ausstellung: Ein besonderes Leben

virtueller Ausstellungsbesuch

Virtuelle Ausstellung: Ein besonderes Leben

virtueller Ausstellungsbesuch

Viele bunte Pillen auf dunkler Fläche, die großen schwarzen Kulleraugen von Therapiehund Ella, rankendes Efeu an schroffem Mauerwerk: Bilder der Fotoausstellung „Ein besonderes Leben“, die vor wenigen Tagen eröffnet werden sollte...

Weil die Vernissage – wie so viele Veranstaltungen auch - aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde, laden wir hier zum virtuellen Ausstellungsbesuch ein.


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Fotografie sei eine gute Kunstform „wenig von sich zu zeigen und doch viel von sich preis zu geben“, sagt Stefanie Fahr, Leiterin von „Wohnen im Kiez“. In dem AWO-Wohnprojekt in Potsdam werden Menschen mit chronisch seelischen Erkrankungen betreut. Hier entstand die Idee, mit dem Fotoapparat, ihre Sicht auf die Welt zu dokumentieren und dabei gleichzeitig Einblicke in ihre eigene Welt zu geben. Dazu wählten die Menschen hinter der Kamera die Medizin-, Tier- und Naturfotografie.

Über diese Ausstellung sollte der Kontakt zur Außenwelt hergestellt werden, den die Menschen, die diese besonderen Leben führen, in der Regel meiden, erläutert die Diplom-Psychologin Fahr. Durch das Corona-Virus sind nun die Außenkontakte für alle zunehmend eingeschränkt. Mit der Fotoausstellung im Netz wollen wir diese Verbindung zumindest indirekt herstellen und gleichzeitig den Mut und die Offenheit der Fotograf*innen würdigen.

 

Mein Leben mit Borderline

Seit ich 13 Jahre alt bin leide ich unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und einer Alkoholabhängigkeit. Seitdem habe ich verschiedene Psychiatrien, eine Traumaklinik, stationäre Wohnangebote, Kriseneinrichtungen für Suizidgefährdete und andere Wohngruppen besucht. Nach 2 Jahren in einer eigenen Wohnung zog ich in das ambulant betreute Wohnangebot „Wohnen im Kiez“.

Hier habe ich die Chance bekommen dauerhaft eine eigene Wohnung zu behalten, was in den anderen Wohnangeboten aufgrund der Besonderheit meiner Erkrankungen nicht möglich war. Die latente Suizidalität war in vielen Fällen auch ein Ausschlusskriterium für die Aufnahme.

Mit meiner Fotoserie möchte ich zeigen, wie sehr meine Erkrankung  meinen Alltag bestimmt. Borderliner haben meist einen schlechten Ruf, der nicht immer gerechtfertigt ist. Ich hoffe, dass meine Fotografien zum Nachdenken anregen und das Interesse an der Vielschichtigkeit dieser Erkrankung weckt.

 

Naturfotografie

Ich bin die Constanze,  Anfang 50 und wohne seit 4 Jahren im „Wohnen im Kiez“.  Ich lebe seit über 30 Jahren mit meiner Borderline-Persönlichkeit. Dies macht sich vor allem im sozialen und psychischen Alltag bemerkbar. Es fällt mir oft schwer mich selbst auszuhalten. Spaziergänge in der Natur helfen mir dabei zu entspannen und mich auf schöne Dinge zu konzentrieren.

Ich wohne gerne hier und Potsdam ist meine Heimat. So zentral wohnen zu können ermöglicht mir die vielen kurzen Wege überall hin. Mit dieser Fotoserie möchte ich die wundervollen Plätze in meinem Kiez zeigen. Zu meinem Zuhause gehören nicht nur meine Wohnung, sondern auch die vielen Naturschauplätze um uns herum.

Tierfotografie

Ich habe unseren Therapiehund Ella fotografiert, als wir mit ihr gemeinsam draußen mit dem Stöckchen gespielt haben. Ich finde eigentlich, dass ein Hund nicht in die Stadt gehört. Deswegen begleite ich Ella gerne auf die Wiese, damit sie toben kann.

Obwohl meiner Meinung nach Hunde eher Nutztiere sind, muss ich sagen, dass Ella schon sehr liebenswürdig ist und offenbar gerne mit uns spielt. Ich hatte selber auch mal einen Hund und kenne mich mit ihnen gut aus.

(Bewohner „Wohnen im Kiez“ seit 2017)

Ella zaubert mir immer ein Lächeln ins Gesicht. Wenn ich morgens wach werde, putze ich mein Zimmer und freue mich auf den Kaffee mit Fr. Fritsche – aber vor allem freue ich mich auf Ella!

Bei den Fotos haben Ella und ich uns so gefreut, dass wir bei einem Foto übereinander gestolpert und im Schotter gelandet sind.

Ella erfreut immer mein Herz – wenn ich Angst habe, wenn ich traurig oder durcheinander bin, dann kommt Ella, schmust oder spielt mit mir und danach geht es mir immer besser. Sie ist wie eine richtige Krankenschwester (- wie Schwester Juliane oder Pfleger Enrico).

(Dorothea Günther, Bewohnerin „Wohnen im Kiez“ seit 2015)

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