Was kulturelle Aneignung mit Rassismus verbindet

Artikel vom 29.03.2023

Was kulturelle Aneignung mit Rassismus verbindet

Ist es verkehrt, mit einem Winnetou-Kostüm in Bad Segeberg auf der Bühne zu stehen? ist es möglicherweise nicht gut, Dreadlocks zu tragen, wenn man selbst nicht schwarz ist? Und ist es in Ordnung, als "Shrek" oder "Mahatma Gandhi" Karneval zu feiern, wie es der heutige bayerische Ministerpräsident Markus Söder einmal getan hat? Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus wurden diese und mehr Fragen am Dienstagabend in einer Online-Diskussion des AWO Bezirksverbandes Potsdam e.V. und des digitalen AWO Ortsvereins "mutig & online" beantwortet.


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Die Journalistin und Bildungsreferentin Victoria Jeffries erläuterte in ihrem kurzen Vortrag, dass gerade die Darstellung indigener Völker in der Literatur, etwa bei Karl May, nicht der Realität entsprächen. Die dominierende Gruppe in einer Gesellschaft eigne sich Symbole und Artefakte anderer Gruppen an. Hierbei gehe es vor allem um Profit, um sozialen Status und Bekanntheit.  Und die dominierende Gruppe entscheide darüber, ob dies gut oder schlecht sei. "Hier geht es um Macht und Machtstrukturen", sagte Jeffries. Und beim Kostüm von Söder als Mahatma Gandhi zu Fasching "ist das alles nur ein Witz" - auf Kosten anderer Religionen oder Kulturen.

Der Einwand, dass Winnetou bei Karl May doch positiv dargestellt werde, als edler Held, frei und unbeugsam, ließ Jeffreys nicht gelten. Das überzeugende Argument: "Rassismus bleibt Rassismus, auch wenn er positiv ist."

Die knapp zwei Stunden Diskussion vergingen wie im Fluge. Und viele Zuhörer*innen nahmen sicherlich neue Gedanken mit auf. Zum Beispiel, dass es immer um die Menschen gehe, die sich mit kultureller Aneignung schlecht fühlen. Und dass sie einfach mit ihren Emotionen gesehen werden wollen. Dass man mit ihnen darüber redet und versteht, was dahinter steht. "Schwarze Menschen haben eben nicht die Wahl, ihre Haare anders zu tragen", so Jeffreys. Sie zitierte aus einem Text eines indigenen Schriftstellers, der seine sehr emotionale Sicht auf die Darstellung der "Indianer" kritisiert.  Machtstrukturen, verpackt in für die Mehrheitsgesellschaft unbedeutenden Symbolen eben.

Damit gehen die Internationalen Wochen gegen Rassismus auch für die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt an diesem Sonntag zu Ende. Wir bedanken uns herzlich bei den beiden Referent*innen SchwarzRund und Victoria Jeffreys zu den interessanten Vorträgen und Diskussionen..

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