Wenn Wünsche mit dem Wasser fließen

Ukrainische Sommersonnenwende in Mittelmark mit drei Nationen und allen Generationen gefeiert

Wenn Wünsche mit dem Wasser fließen

Ukrainische Sommersonnenwende in Mittelmark mit drei Nationen und allen Generationen gefeiert

Mit Wiesenblumen im Gepäck zog der offene Eltern-Kind-Treff am 11. Juli 2024 zur Alten Mühle in Gömnigk. Mehr als 30 Menschen aus der Ukraine, Afghanistan und Brandenburg kamen zum Ausflug zusammen - nicht allein um Land und Leute besser kennenzulernen, sondern auch zu feiern. Was in Schweden Mittsommer, ist in der Ukraine das „Iwana Kupala“, ein slawisches Fest zur Sonnenwende mit einer langen Tradition.


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Mühlen-Bewohner Armin hat diesen Brauch bereits in einem dänischen Öko-Dorf miterlebt, in das Ukrainer seit dem russischen Angriffskrieg geflüchtet sind. Gerade in schwierigen Zeiten geben Rituale Halt. Sie fördern den Zusammenhalt in der Gemeinschaft und Bindungen innerhalb der Familien.

„Das war wirklich schön und ich bin gern wieder dabei“, erklärte Armin zur großen Freude der hier lebenden Ukrainer. Ihnen fehlte bislang ein geeigneter Ort mit Feuerstelle und Flusszugang im Amt Brück, an dem sie willkommen sind. Wie ein Magnet zog das schattige Torhaus der Alten Mühle die Gruppe an, die sich dort niederließ zum Blumenkranz-binden aus Baldrian, Wiesen-Storchschnabel, Mädesüß, Wasserdost, Oregano, Schafgabe, Korn- und Sonnenblumen. Die Kinder lockte es erst zum Picknick-Tisch mit Pfannkuchen und Quark, Obst, Gemüse, Dipp, Kekse und Waffeln, bevor sie das Trampolin und den Spielplatz besiedelten. Indes entstanden unter fachkundiger Anleitung der Ukrainerinnen elfenhafte Gebinde. Mit den vollendeten Blumenkränzen wanderten alle zur Plane, dem Fließgewässer am Waldgarten der Alten Mühle. Denn das war der perfekte Ort für einen weiteren Teil des Rituals.

Die spirituellen Kräfte der Natur sind fest im Brauchtum verankert, das mit Wasser, Feuer, sich entfaltenden magischen Kräften der Pflanzen und Selbstreinigung verbunden ist. Unverheiratete Frauen legen mit Kerzen bestückte Blumenkränze in fließende Gewässer. „Sie wünschen sich damit einen schönen Mann“, erklärte Anna den Teilnehmerinnen in Gömnigk. Könne man sich alternativ Gesundheit oder Weltfrieden wünschen, wollten die deutschen Frauen wissen. Nachdenklich wiegte Anna den Kopf. In ihrer Heimat sei der rituelle Teil am Fluss reine Frauensache. „Und dabei geht es immer um einen schönen Mann“, sagte sie bestimmt. Dem Volksglauben nach können an diesem Tag Wunder geschehen und so entsandte manch eine ihren Blumenschmuck für mehr innere Schönheiten, die dann für eine bessere Welt sorgen würden. Flussabwärts trieben die Gebinde, nachdem jede mit geschlossenen Augen, ihren Kranz dicht am Brustbein still den Wunsch formuliert hatte.

„Natur verbindet“ heißt das Projekt des Familienzentrums am AWO-Mehrgenerationenhaus Brück, gefördert vom House of Resources, das solche Momente möglich macht. In diesen vier Stunden haben alle Beteiligten einen kleinen Grundstein gelegt, auf den sie 2025 aufbauen können und dann so lange verweilen, dass gemeinsame Sprünge über ein Lagerfeuer das Fest vollenden.

 

 
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