Das über den Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderte Kooperationsprojekt zur Stärkung der Strukturen in der polnischen Altenpflege geht in die Schlussphase. Nach einem Auftaktbesuch einer deutschen Delegation aus Potsdam im Januar 2019 und einem Gegenbesuch von 25 Personen aus den beteiligten 5 Regionen in Polen in Potsdam im Juni 2019 fand in der Zeit vom 23.-25.10.2019 die Schlusskonferenz in Kattowitz statt.
Von der AWO Potsdam haben drei Führungskräfte der AWO Seniorenzentren Brandenburg gGmbH und drei Projektmitarbeiter aus ESF geförderten Projekten der AWO Potsdam an dem Treffen teilgenommen.
Die polnischen Partner berichten über die Ergebnisse ihrer Arbeit, die sie über die Kooperation mit der AWO Potsdam in Ausschreibungen für die polnische Altenpflege genutzt haben.
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass sich die 5 beteiligten Woiwodschaften Sląskie, Pomorskie, Małopolskie, Lubelskie und Kujawsko Pomorskie auf Eckwerte für einen Pflegeleistungskatalog und damit verbunden auf Pflegesätze für bedürftige ältere Menschen in ihren Regionen verständigt haben. Diese werden jetzt modellhaft erprobt: für die Betreuung und Begleitung in Seniorenklubs und in der ambulanten Pflege. Die Region Schlesien wird dafür 10 Mio. € aus dem ESF für die nächsten beiden Jahre bereitstellen.
Bei der Ausarbeitung der Ergebnisse hat sich gezeigt, dass es sich lohnt, in Europa voneinander gute Praxis in dem Arbeitsfeld Altenpflege auszutauschen, um daraus Impulse für die eigene fachliche Arbeit vor Ort zu bekommen und umzusetzen.
Dem Ziel, dass es in Zukunft eine Basisversorgung Pflege für ältere Menschen in Polen geben kann, die national finanziert wird, sind die 5 beteiligten polnischen Regionen jedenfalls einen Schritt näher gekommen.
Damit die gemeinsame Arbeit nicht einfach endet, haben sich die deutschen und polnischen Partner zu einer weiteren Zusammenarbeit entschlossen und wollen sich an dem Programm der Aktion Mensch: Impulsförderung für Mittel-, Ost- und Südosteuropa zum Auf- und Ausbau von Basisstrukturen in der sozialen Arbeit beteiligen.
Die Aktion Mensch unterstützt Partnerschaftsprojekte zur wirksamen Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung und für Menschen in besonderen Lebensverhältnissen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, insbesondere bei fehlender Wohnung, bei gewaltgeprägten Lebensumständen oder bei Entlassung aus einer geschlossenen Einrichtung.
Die AWO Potsdam und die polnische Nichtregierungsorganisation KAFOS, die als Dachverband Träger von über 100 Einrichtungen für verschiedene Zielgruppen der sozialen Arbeit und sozialer Dienste in der Region Schlesien ist. So engagieren sich beispielsweise 37 der Mitgliedsorganisationen im Bereich der Behindertenhilfe und weitere 21 Organisationen arbeiten mit der Zielgruppe Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten (Obdachlosenhilfe, Suchtberatung, Gewaltprävention).
Da der Schwerpunkt in der sozialen Arbeit mit benachteiligten Personen in Polen auf der stationären Versorgung liegt, soll im Rahmen des Projektes ein ambulanter Dienst für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten im Bezirk Schlesien mit einem Qualifizierungsprogramm für eine sozialpflegerische / sozialpsychiatrische Betreuung in ambulanten / teilstationären Diensten aufgebaut werden.
Ein erstes Treffen am 25.10.2019 mit Mitarbeitern von KAFOS hat bereits gezeigt, dass das Interesse an einer Zusammenarbeit mit der AWO Potsdam groß ist, insbesondere im Bereich der Wohnungslosenhilfe.
Bevor das Projekt beginnt, sollen zunächst drei vorbereitende Besuche in den Arbeitsfeldern stattfinden, die vom polnischen Partner als besonders relevant angesehen werden (z.B. die Behindertenhilfe und die Wohnungslosenhilfe): zwei in Polen, einer in Potsdam. Ab April 2020 könnte dann das 2-jährige Projekt gestartet werden.
Durch das Engagement der AWO Potsdam soll die Kooperation mit polnischen Partnern in der sozialen Arbeit fortgeführt werden, so dass neben dem fachlichen Wissensaustausch und –transfer und dem Ausbau der polnischen Strukturen in der sozialen Arbeit mit sozial benachteiligten Menschen auch das gegenseitige kulturelle Verständnis und die Zivilgesellschaft gestärkt werden.