Woher nehmen…?

Verteilungsbericht der Böckler-Stiftung belegt steigende Armut

Woher nehmen…?

Verteilungsbericht der Böckler-Stiftung belegt steigende Armut

Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt unzweifelhaft, was wir schon lange kommen sehen. Die Armut in großen Teilen der Gesellschaft steigt wegen Corona und der Inflation, die Folgen sind unabsehbar für die Gesundheit der Menschen, die Stabilität der Demokratie und der Zivilgesellschaft.

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Reicht das Geld nicht, wird zuerst beim Essen und bei der Kleidung gespart. Es gibt mehr Krankheiten und eine größere Unzufriedenheit mit den politischen Entscheidungen.

Und jetzt werden arme Menschen auch noch aufgefordert, sich für den Notfall wie beispielsweise einen längeren Stromausfall Vorräte anzulegen. In einem sehr informativen und hilfreichen Schreiben der Stadt Potsdam hieß es am Donnerstag, dass jeder Haushalt über Wasser und Essen für mindestens 14 Tage, ein Radiogerät, Powerbanks, Camping- oder Gaskocher, Decken Schlafsäcke und warme Kleidung, eine Bargeldreserve (!) für 10 Tage und mehr anschaffen soll. Woher aber sollen arme Menschen das Geld nehmen, um sich einen Notvorrat anzulegen, wenn sie ohnehin selbst in „normalen“ Zeiten kaum über die Runden gekommen sind?

Hinzu kommt, dass laut einer Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) viele Jobcenter und Arbeitsagenturen bis heute nur eingeschränkt erreichbar sind, zum Teil mit gravierenden Folgen. Problemlagen für Hilfesuchende verschärfen sich und es kommt zu verspätetem Bezug von Leistungen der Existenzsicherung, was bis zum Verlust der Wohnung führen kann.

Da hilft es auch nichts, auf die Tafeln zu verweisen. Ein Drittel der spendenfinanzierten Tafeln schicken die Menschen unverrichteter Dinge wieder weg. Keine Vorräte, zu viel Bedürftige. Ein Sozialstaat hat die Aufgabe, ein menschenwürdiges Leben und eine Teilhabe an der Gesellschaft für alle zu ermöglichen. Die grundlegendsten Mittel zum Lebensunterhalt wie Nahrung und Versorgung mit einer Wohnung und mit Wärme zählen eindeutig dazu. Das gilt in doppeltem Maße für Familien mit Kindern, denn diese bedürfen unseres besonderen Schutzes. Kinderarmut ist nicht hinnehmbar.

 

Flyer der Stadt Potsdam

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