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Sharmaarke Abdulkadir über seine AWO-Mitgliedschaft und gelebte Solidarität

Sharmaarke Abdulkadir ist seit 2019 Mitglied beim AWO Ortsverein Potsdam Mitte. Der 24-Jährige flüchtete vor rund 9 Jahren aus Somalia, verließ seine Familie und seine Heimat und erreichte Jahre später 2016 nach einer langen und lebensgefährlichen Odyssee die Landeshauptstadt Potsdam. Jetzt kann er von sich sagen, dass es ihm gelungen ist, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Seine Geschichte zeigt, wie eine Integration geflüchteter Menschen gelingen kann. Mit den AWO-Werten der Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Und warum das so wichtig ist.

Gerade einmal gut zwei Jahre ist es jetzt her. Sharmaarke Abdulkadir hatte gerade seine Lehre zum Kaufmann für Büromanagement erfolgreich abgeschlossen und schaute mit Recht und voller Stolz auf das Erreichte zurück. „Es war eine tolle Erfahrung für mich und sehr lehrreich. Es waren drei Jahre, die mich geprägt haben. Wenn ich zurückblicke, bin ich sehr stolz, denn ich hatte in diesen drei Jahren Höhen und Tiefen. Ich würde lügen, wenn ich heute sage, es war einfach für mich. Was ich aber nicht unerwähnt lassen kann: Bei den Kolleg*innen bei der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt, die mit Worten und Taten zur Seite gestanden haben und mir dabei geholfen haben, mich entsprechend weiter zu entwickeln, möchte ich mich herzlich bedanken. Besonders während der Ausbildung dadurch habe ich mich vom ersten Tag an hier willkommen gefühlt“, sagt er dazu heute.

Noch vor wenigen Jahren saß er im jugendlichen Alter in Somalia fest, um ihn herum der Bürgerkrieg. Nach einem brutalen Überfall auf sein Elternhaus rannte Abdulkadir einfach nur weg, er floh und verließ seine Heimat, seine Familie und seine Freunde –  als Kind. Eine jahrelange Odyssee beginnt. Zunächst Mogadishu, dann mit vielen Umwegen über Kenia, Uganda, Sudan und Libyen in einem kleinen Schlauchboot über das Mittelmeer nach Europa. Zuerst Italien, dann endlich Deutschland und am Ende Potsdam. Ein langer Weg durch die Asyl-Bürokratie als unbegleiteter Minderjähriger beginnt. Dabei handelt es sich um Geflüchtete, die noch nicht 18 Jahre alt sind und daher vom zuständigen Jugendamt in Obhut genommen und in einer Pflegefamilie oder einer geeigneten Einrichtung untergebracht werden.

Sharmaarke Abdulkadir findet sich schnell in seiner neuen Heimat ein, lernt deutsch und erhält schließlich 2018 eine Lehrstelle zum Kaufmann für Büromanagement beim AWO Bezirksverband Potsdam e.V.  „Ich hatte mich nach der Schule bei Ausbildungsbetrieben beworben. Drei, vier Vorstellungsgespräche erhielt ich, bis es dann endlich geklappt hat. Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Abdulkadir auch heute noch. Er baut sich ein völlig neues und vor allem eigenständiges Leben auf. Ein kleines Auto, eine Freundin, ein sicherer Job und eine Wohnung.

Dabei war der Start ins Berufsleben nicht einfach für ihn. Als unbegleiteter Minderjähriger war Abdulkadir zunächst in einer Potsdamer Unterkunft in Marquardt untergekommen. Er ging in dieser Zeit zwei Jahre in die Schule, machte seinen Realschulabschluss und begann endlich eine Ausbildung. Dann zog er um – in eine eigene Wohnung in Potsdam.

2021 schloss Abdulkadir seine Ausbildung ab. Jetzt arbeitet er in der Kitafinanzierung der AWO Kinder- und Jugendhilfe Potsdam gGmbH. In seiner Freizeit engagiert er sich für den AWO Ortsverein Potsdam-Mitte. „Das ist sehr schön. Hier kommen regelmäßig Menschen zusammen. Man hilft anderen, es gibt Angebote für alle Mitglieder. So waren wir im Februar beim Bowling. Das hat richtig Spaß gemacht. Ich werde regelmäßig an den Treffen des Ortsvereins teilnehmen.“

Außerdem pflegt Abdulkadir weiterhin enge Kontakte zu ebenfalls aus Somalia geflüchteten Menschen in der Landeshauptstadt. „Es leben schon einige hier in Potsdam“, sagte Sharmaarke Abdulkadir. Und sie bräuchten Unterstützung. Viele hätten noch nicht richtig Deutsch gelernt. „Es ist nicht einfach, die Sprache zu lernen. Der einzige Weg ist der Kontakt zu anderen und eine Sprachschule. Sonst dauert es zu lange.“ Gerade Behördengänge seien ohne Sprachkenntnisse fast unmöglich. Er gebe Tipps, versuche die Anträge und Formulare zu übersetzen, fungiere als Dolmetscher. „Das mache ich dann abends, nach Dienstschluss oder in der Freizeit“, so Abdulkadir.

 

Warum er sich so engagiert und selbst nach einem Achtstundentag noch für andere da ist? „Ich helfe gerne. Solidarität, Zusammenhalt, sind so wichtig. Und wer mal Hilfe gebraucht hat, weiß wie es sich anfühlt“, sagt Sharmaarke Abdulkadir. Er wolle etwas zurückgeben und den Menschen aus seinem Heimatland und anderen helfen, ebenfalls hier ein neues Leben aufzubauen. „Ich habe es erlebt und weiß, wie es ist, wenn man hier neu ist und man noch nicht die Sprache beherrscht. Ich habe Glück gehabt und viel Unterstützung erhalten. Und hatte immer nette Menschen um mich herum, ich bin aber jemand, der fragt, wenn ich irgendwas nicht verstehe oder Hilfe brauche Wer nicht fragt, bekommt keine Antwort. und das war mein Motto. Und um hier etwas aufzubauen oder zu erreichen, erfordert es sehr viel Fleiß, Wille und vor allem Durchhaltevermögen“.

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