„Das ist meine kleine Familie“

Interview mit Khloud Jomah zur AWO-Mitgliedschaft

Khloud Jomah ist erst seit kurzem Mitglied des AWO Ortsvereins Potsdam-Mitte e.V. Die 46-Jährige flüchtete 2013 aus Syrien nach Deutschland und engagierte sich zunächst ehrenamtlich, dann später auch beruflich beim AWO Bezirksverband Potsdam e.V. Wir sprachen mit ihr über Sprachunterricht, Kochkurse und ihre zwei Töchter.

AWO: Frau Jomah, was machen Sie bei der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt und seit wann?

Jomah: Oh, da muss ich etwas ausholen. Ich war bis 2013 Grundschullehrerin in Syrien. Mit meinen zwei Kindern bin ich über Beirut (Libanon) nach Deutschland geflüchtet, nachdem mein Mann bei einem Bombenanschlag in Damaskus ums Leben kam. In Potsdam lernte ich zunächst deutsch, war dann als Sprachmittlerin für andere Geflüchtete im Staudenhof tätig und absolvierte eine Weiterbildung als Dolmetscherin. Danach war übernahm ich die Abendbetreuung in einer Ferienwohngruppe.

Zur AWO Potsdam kam ich über eine zweite Weiterbildung im Projekt Peer Counceling in der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen. Als sozialpädagogische Assistentin begleite ich einen Menschen, der dadurch eine Tätigkeit außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung tätig sein kann. Nachmittags bin ich im Eltern-Kind-Zentrum (EKiZ) in der Röhrenstraße eingesetzt. Außerdem gebe ich seit 2016 abends arabische Kochkurse.

AWO: Und ihre Kinder?

Jomah: Meine zwei Töchter sind jetzt schon 17 und 19 Jahre alt. Meine große Tochter Masa macht gerade Abitur, die jüngere ist in der 7. Klasse. Sara war die erste im Schuljahrgang mit einem Notendurchschnitt von 1,9 und wird zur Schulsanitäterin ausgebildet. Sara will unbedingt Ärztin werden, sie absolvierte auch ein Schüler*innen-Praktikum im EKiZ und will sich als Bildungsbegleiterin registrieren lassen. Meine große Tochter will Wirtschaftspsychologie studieren. Beide machen mich sehr stolz.

AWO: Wie sind Sie zur AWO gekommen?

Jomah: Das fing an, weil ich 2016 eine Mutter-Kind-Beratung im EKiZ des AWO Bezirksverbandes Potsdam machen wollte. Die Mitarbeiterin hat mich zum Arabisch-Kochkurs eingeladen, der aber leider ausfiel. Also fragte sie mich, ob ich das nicht übernehmen kann. Ich sagte ja, und seitdem betreue ich abends bis zu 14 Familien, wir kochen zusammen, reden auch mal über persönliches, tauschen uns aus, geben uns wertvolle Tipps. Seitdem ist der Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt nie abgerissen.

AWO: Wieso?

Jomah: Ich habe mich dort immer wohl gefühlt. Das ist meine kleine Familie. Die Mitarbeiter*innen haben mich unterstützt, das war mein Traum, hier zu arbeiten. Ich hatte zuerst Bedenken, da ich noch nicht gut deutsch konnte. Die deutsche Sprache kam dann aber von ganz allein.

Ich habe eine große Familie, aber die AWO Potsdam ist jetzt meine kleine Familie. Alle sind sehr nett, sehr lieb mit mir. Das war und ist mein Gefühl in Bezug auf die AWO Potsdam. Und ich habe zu allen Leuten hier großes Vertrauen.

 

AWO: Die Werte der Arbeiterwohlfahrt sind Solidarität, Toleranz; Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Welcher Wert ist für Sie der Wichtigste?

Jomah: Gleichheit ist mir besonders wichtig. Ich habe eine andere Nationalität und Religion. Ich trage Kopftuch. Jeder Mensch sollte gleichbehandelt werden. Deshalb ist mir Gleichheit besonders wichtig. Aber auch Toleranz und Freiheit.

AWO: Sie sind seit September 2022 auch im AWO Ortsverein Potsdam-Mitte Mitglied. Warum?

Jomah: Ich muss einfach dabei sein in diesem tollen Verein Arbeiterwohlfahrt. Ich habe eine Familienmitgliedschaft. Meine beiden Töchter sind also auch eingetreten. Ich habe mich schon über Yoga- und Sportkurse informiert. Das wäre vielleicht was für mich. Und ich gehe bestimmt mal auf eines der Treffen.

AWO: Wie soll es weitergehen mit den arabischen Kochkursen im EKiZ?

Jomah: Eine Kollegin schlug vor, daraus ein interkulturelles Kochen zu machen. Ich möchte nicht mehr nur im arabischen Raum bleiben. Viele Familien im EKiZ kommen ja aus Afrika, aus China, Afghanistan, eben aus vielen Ländern. Ich will mit den Leuten zusammen Rezepte aus der Heimat zubereiten. Und wir machen dann auch mal ein deutsches Gericht. Rouladen, oder vielleicht Buletten, natürlich mit reinem Rindfleisch.

Interview: Stefan Engelbrecht

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