AWO: Frau Jomah, was machen Sie bei der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt und seit wann?
Jomah: Oh, da muss ich etwas ausholen. Ich war bis 2013 Grundschullehrerin in Syrien. Mit meinen zwei Kindern bin ich über Beirut (Libanon) nach Deutschland geflüchtet, nachdem mein Mann bei einem Bombenanschlag in Damaskus ums Leben kam. In Potsdam lernte ich zunächst deutsch, war dann als Sprachmittlerin für andere Geflüchtete im Staudenhof tätig und absolvierte eine Weiterbildung als Dolmetscherin. Danach war übernahm ich die Abendbetreuung in einer Ferienwohngruppe.
Zur AWO Potsdam kam ich über eine zweite Weiterbildung im Projekt Peer Counceling in der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen. Als sozialpädagogische Assistentin begleite ich einen Menschen, der dadurch eine Tätigkeit außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung tätig sein kann. Nachmittags bin ich im Eltern-Kind-Zentrum (EKiZ) in der Röhrenstraße eingesetzt. Außerdem gebe ich seit 2016 abends arabische Kochkurse.
AWO: Und ihre Kinder?
Jomah: Meine zwei Töchter sind jetzt schon 17 und 19 Jahre alt. Meine große Tochter Masa macht gerade Abitur, die jüngere ist in der 7. Klasse. Sara war die erste im Schuljahrgang mit einem Notendurchschnitt von 1,9 und wird zur Schulsanitäterin ausgebildet. Sara will unbedingt Ärztin werden, sie absolvierte auch ein Schüler*innen-Praktikum im EKiZ und will sich als Bildungsbegleiterin registrieren lassen. Meine große Tochter will Wirtschaftspsychologie studieren. Beide machen mich sehr stolz.
AWO: Wie sind Sie zur AWO gekommen?
Jomah: Das fing an, weil ich 2016 eine Mutter-Kind-Beratung im EKiZ des AWO Bezirksverbandes Potsdam machen wollte. Die Mitarbeiterin hat mich zum Arabisch-Kochkurs eingeladen, der aber leider ausfiel. Also fragte sie mich, ob ich das nicht übernehmen kann. Ich sagte ja, und seitdem betreue ich abends bis zu 14 Familien, wir kochen zusammen, reden auch mal über persönliches, tauschen uns aus, geben uns wertvolle Tipps. Seitdem ist der Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt nie abgerissen.
AWO: Wieso?
Jomah: Ich habe mich dort immer wohl gefühlt. Das ist meine kleine Familie. Die Mitarbeiter*innen haben mich unterstützt, das war mein Traum, hier zu arbeiten. Ich hatte zuerst Bedenken, da ich noch nicht gut deutsch konnte. Die deutsche Sprache kam dann aber von ganz allein.
Ich habe eine große Familie, aber die AWO Potsdam ist jetzt meine kleine Familie. Alle sind sehr nett, sehr lieb mit mir. Das war und ist mein Gefühl in Bezug auf die AWO Potsdam. Und ich habe zu allen Leuten hier großes Vertrauen.