Los ging es zunächst mit einem beliebten „Spiel“ in solchen Runden – den Entweder-oder-Fragen. Einige unerwartete Antworten lieferten die Kandidat*innen auf die Fragen des Überraschungsgastes, der ehemaligen Potsdamer Landtagsabgeordneten Klara Geywitz. Annalena Baerbock etwa räumte ein, lieber Kaffee als Tee zu trinken und Cannabis legalisieren zu wollen. Olaf Scholz bezeichnete sich selbst als Eichhörnchen statt Faultier und Liebhaber für Schokolade. Letzteres hat er übrigens mit Friedhelm Boginski gemeinsam, dem Bürgermeister von Eberswalde. Saskia Ludwig nannte sich Eule statt Lerche, geht gerne ins Restaurant, spricht sich für Schulen in freier Trägerschaft aus und trampelt lieber selbst als mit dem E-Bike. Norbert Müller brachte wie die anderen Kandidat*innen einen persönlichen Gegenstand mit – eine rote Socke. Er sei durch die Kampagne der Union gegen die Linke in den 1990ern politisiert worden. Auf die Frage Bier oder Wein nannte er Bier, obwohl Müller selbst Fruchtweine herstelle und unter Freunden verschenke. Schnell beantwortete er die Fragen zum bundesweiten Mietendeckel und dem Potsdamer Rechenzentrum statt Garnisonkirche.
Die anschließende Diskussion unterteilte sich in drei Bereiche, die sich alle an der aktuellen Kampagne „1Plus9“ des AWO Bezirksverbandes Potsdam orientierten: ein Ziel, neun Forderungen für eine solidarische Gesellschaft. Mehr dazu hier.
Im ersten Block Armut verhindern / Qualität in Kita und Schule verbessern / Schulgesundheitsfachkräfte einführen zeigte sich zumindest beim Thema Kitas und Schule eine weitgehende Einigkeit unter den Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion. Die Kitabetreuung müsse besser werden. Der Ausbau der Plätze dürfe nicht auf Kosten der Qualität der Betreuung umgesetzt werden. Das Thema Armut, und hier besonders Kinderarmut, löste hingegen eine lebendige Kontroverse aus. Baerbock forderte eine Kindergrundsicherung. Nur damit könnten Kinder aus dem Hartz-IV-System herausgeholt werden. „Es kann nicht sein, dass die Zukunft eines Kindes von der Postleitzahl abhängt oder in welcher Familie es geboren ist. Ich möchte, dass die nächste Bundesregierung Schulgesundheitsfachkräfte im Sozialgesetzbuch verankert. Da müssen wir richtig Geld in die Hand nehmen“. Linken-Politiker Müller nannte es in diesem Zusammenhang „erbärmlich“, dass die Brandenburger Landesregierung sich immer noch nicht darauf verständigt habe, den Einsatz der „Schulkrankenschwestern“ zu verstetigen. Zudem sei es eben nicht richtig, dass arme Eltern ihr Geld nur „versaufen und verrauchen“. Viele seien alleinerziehend und arbeiteten zusätzlich – und seien trotzdem arm.
Auch Olaf Scholz zeigte sich unzufrieden mit dem derzeitigen Leistungssystems. Er plädierte in der Diskussion für die Einführung eines Bürgergeldes.