Artikel vom 19.05.2020
Chancenlose Kinder – gutes Aufwachsen trotz Überschuldung
Unter dem Motto „Chancenlose Kinder? – Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ stellt die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Fachverbände vom 25. bis 29. Mai 2020 Kinderrechte in den Mittelpunkt. In der aktuellen Corona-Krise ist diese Thematik aktueller denn je.
Bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung vom 25. bis 29. Mai 2020
„Weitreichende Reformen, um Kindern aus überschuldeten Haushalten gute Startbedingungen für die Zukunft zu ermöglichen“,
fordert Aline Liebenow, Leiterin der Beratungsstelle für Überschuldete in Trägerschaft des AWO Bezirksverband Potsdam e.V.. „Kinder haben ein Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend“, sagt Liebenow anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung vom 25. bis 29. Mai 2020.
Unter dem Motto „Chancenlose Kinder? – Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ stellt die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Fachverbände Kinderrechte in den Mittelpunkt. In der aktuellen Corona-Krise ist diese Thematik aktueller denn je.
Die Corona-Krise, so fürchtet die Leiterin der Schuldnerberatung, hat die Lage in den Familien zum Teil noch verschärft. Besonders hart treffe es Familien dann, wenn weitere Probleme ihr Leben belasten - Kinder leiden in der jetzigen Situation doppelt. Kinder können es nicht einordnen, wenn ihre Eltern viel öfter gereizt sind, weil nicht genug Geld da ist. Sie sind Zeugen bei den häufigen Streitigkeiten und fragen sich nicht selten, ob sie selbst schuld daran sind. Und Geld für ihre Bedürfnisse ist meistens nicht da. Für Alleinerziehende ist die Situation oft noch schwieriger zu bewältigen.
Um Kindern und Jugendlichen zu ihrem Recht zu verhelfen und ihnen gute Startbedingungen für die Zukunft zu schaffen, bedarf es deshalb deutlicher Reformen im Bereich der sozialen Hilfen. Wenn auch das „Starke-Familien-Gesetz“ ein Anfang ist, um Familien mit niedrigem Einkommen zu unterstützen, ist ein bedarfsgerechter Ausbau familien- und sozialpolitischer Leistungen wie den Mindestunterhalt, den Regelsatz für Kinder und Jugendliche in Grundsicherung und der Sozialhilfe nötig, so die Schuldnerberaterin. Darüber hinaus müsse die Einführung einer eigenständigen Kindergrundsicherung umgesetzt werden.
Große Bedeutung sollte auch der finanziellen Allgemeinbildung zukommen und Präventionsarbeit muss überall verankert werden. Kinder müssen früh lernen mit Geld, Handy und Internet umzugehen. „In der Beratungsarbeit haben wir es immer wieder mit Rückforderungsbescheiden der Jobcenter an minderjährige Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft zu tun. Diese führen dazu, dass diese jungen Leute schon Schulden haben, wenn sie 18 Jahre alt werden“, beklagt Liebenow. Die Schuldnerberatung fordert deshalb das Recht auf schuldenfreies Erreichen der Volljährigkeit. Die Verschuldung von Minderjährigen gehöre im Sozialrecht vollständig abgeschafft.
Um ein gutes Aufwachsen von Kindern trotz Überschuldung der Eltern unterstützen zu können, hält die Schuldnerberatung vor allen Dingen eine gute Beratung für notwendig. Wir brauchen auch ein sozialrechtlich verankertes Recht auf Schuldnerberatung für alle.
Die nun anstehende Aktionswoche solle dazu genutzt werden, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit auf die Problematik aufmerksam zu machen und vor allem die Politik zum Umdenken zu bewegen.