Grünen-Landespolitiker Thomas von Gizycki informiert sich über AWO Einrichtungen in Bad Belzig
Eine Sache der Daseinsvorsorge
Grünen-Landespolitiker Thomas von Gizycki informiert sich über AWO Einrichtungen in Bad Belzig
Ob Schuldner- und Insolvenzberatung, Wohnungsnotfallhilfe, die Suchthilfe oder Migrationsberatung: In all diesen Bereichen ist die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark aktiv und versucht, die Menschen in ihrer schwierigen Situation zu unterstützen. Doch wer finanziert diese wichtige Hilfe der Daseinsvorsorge, eine Pflichtaufgabe der Kommunen und ist sie ausreichend? Am heutigen Freitag war der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas von Gizycki im Rahmen seine Sommertour zu Besuch in der AWO Beratungsstelle in Bad Belzig. „Ich will erfahren, was das Problem ist, wo der Schuh drückt“, sagte von Gizycki zur Begrüßung. Nun, da gibt es so einiges.
So gebe es im Landkreis Potsdam-Mittelmark immer noch kein Wohnungsnotfallkonzept, sagte Anne Schweiger, Leiterin der ambulanten Wohn- und Eingliederungshilfe des AWO Bezirksverbandes Potsdam e.V. In vielen Kommunen fehlten Unterkünfte und Standards der Unterbringung existierten nicht. „Hier gibt es auch viel Verdrängung, etwa nach Berlin, Potsdam oder Brandenburg an der Havel“, fügte sie hinzu. „Unsere Hilfe lebt vom Netzwerk und von der langfristigen und verlässlichen Betreuung der Menschen“. Genau so funktioniert auch die Migrationsberatung (MBE) im Landkreis. Leiterin Ewgenia Marte betonte, dass auch geflüchtete Menschen Schulden hätten oder von Wohnungslosigkeit bedroht seien. Durch ihre Beratung könnten aber viele Probleme gelöst werden.
Aline Liebenow, Leiterin aller Schuldnerberatungsstellen der AWO in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Havelland, forderte eine auskömmliche und langfristige Finanzierung der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen. So habe sie aktuell nur einen Jahres-Vertrag. „Kann ich im Oktober dann noch neue Klient*innen annehmen und betreuen, wenn ich nicht weiß, ob ich ab Januar noch da bin? Eigentlich nicht, aber ich mache es trotzdem“, sagte sie. Auch seien die Landesmittel für die Insolvenzberatung für 2023 noch immer nicht ausgezahlt. „Und das Jahr geht zu langsam zu Ende.“ Es gebe aktuell sehr viele Anfragen und eine lange Warteliste. Und die Folgen von Corona und der hohen Inflation werde sie erst in einigen Jahren spüren. „Es dauert mehrere Jahre, bis die Menschen in ihrer Not zu uns kommen“, sagte sie.
Nicht zu leisten sei mit dem aktuellen Personal auch die Präventionsarbeit in Schulen, Jugendclubs und mit den Eltern, etwa bei der Suchtberatung. Die psychischen Erkrankungen nehmen zu, auch bei Jugendlichen. Und es gibt mehr multiple Problemlagen“, sagte Suchttherapeutin Heike Köhr-Krüger. „Wir brauchen mehr Prävention“, sagte Sozialpädagogin Susanne Lüthke. Eine mögliche Lösung: Mehr Schulgesundheitsfachkräfte an den Schulen im Land. Ein entsprechendes erfolgreiches Modellprojekt der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt war im Dezember 2021 ausgelaufen und wurde nicht verstetigt. Viele Kommunen übernahmen die Finanzierung, sodass immer noch „Schulkrankenschwestern“ für die Kinder und Jugendlichen da sind und bei Bedarf an die Schulsozialarbeit oder andere Fachstellen vermitteln können. Die Finanzierung ist aber Landessache - so wie in vielen anderen Bundesländern, die eigene Projekte nach dem Vorbild des Landes Brandenburg aufgelegt haben.
Grünen-Politiker von Gisycki versprach, die Punkte auf Landesebene und in den Gremien anzusprechen. In der kommenden Woche informiert er sich im AWO Büro KINDER(ar)MUT in Potsdam über die Situation von Kindern und Jugendlichen aus armen Familien. Im kommenden Jahr ist in Brandenburg Landtagswahl.