Rund 400 Kitas nahmen an Aktionstag KiTaKollaps teil
Jedes Kind hat ein Recht auf gute Bildung
Rund 400 Kitas nahmen an Aktionstag KiTaKollaps teil
Jedes Kind hat einen Anspruch darauf, möglichst gut ins Leben zu starten. Das darf nicht von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängen. Dieses Recht auf Bildung ist allerdings wegen der seit Jahren überfälligen Kita-Reform im Land Brandenburg und des Fachkräftemangels akut gefährdet. Am heutigen Montag zum Tag der Familie demonstrierten Eltern, Erzieher*innen und Träger von Kindertagesstätten im Rahmen eines Aktionstages KiTa-Kollaps im Potsdamer Lustgarten für ein neues Kitagesetz und appellierten an die Landesregierung, endlich alle Akteure wieder an einen Tisch zu holen.
„In den Kitas spiegelt sich die Gesellschaft wieder. Nur Bildung bringt aus Armut.“, sagte die Sprecherin des Gemeinsamen Landesarbeitsgemeinschaft der AWO Brandenburg und Vorstandsvorsitzendes der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt, Angela Schweers, am Nachmittag. Kindertagesstätten seien den ganzen Tag über offen, weil damit auch die Eltern unterstützt werden und sie beispielsweise arbeiten können.
Die Landesregierung müsse endlich aktiv werden und mit den Landkreisen, den Trägern und Elternvertretungen ein neues Kitagesetz erarbeiten. „Wir schaffen derzeit nichts, nur Streit“, betonte Angela Schweers. Die Erzieher*innen-Ausbildung müsse verbessert werden, auch gebe es zu wenig Fachkräfte. Eine Landesregierung müsse in der Lage sein, alle Kita-Akteure wieder an einen Tisch zu holen. Das Argument, wonach eine Kita-Reform kostenneutral sein müsse, ließ sie nicht gelten. „Es gibt Wege, auch mit wenig Geld die Zukunft für die Kinder vernünftig zu gestalten. Arme Eltern haben nur zu wenig Geld. Sie sind nicht unfähig, ein Kind zu erziehen“. Die Landesregierung müsse jetzt aktiv werden und auf die anderen Akteure wie beispielsweise die Landkreise und kreisfreien Städte Cottbus und Brandenburg an der Havel zugehen. Auch Andreas Kaczynski, Vorstand von den Paritätern Brandenburg und Andrea Asch, Vorständin Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz forderten ein neues Kitagesetz. So lägen alle Konzepte seit Jahren in den Schubladen. „Das muss jetzt wieder aufgegriffen werden“, sagte Diakonie-Vorständin Asch. Kaczinski fügte hinzu, dass es keine Lösung sei, sich wie „das Kaninchen vor der Schlange“ zu verhalten.
An der landesweiten Aktion an mehreren Orten beteiligten sich fast 400 Kindertagesstätten – das sind rund 20 Prozent aller 2000 Kitas im Land Brandenburg. Unter anderem gab es auch eine Kundgebung in Cottbus und Aktionen in vielen AWO Kitas. In Potsdam war für den Nachmittag ein Sternspaziergang von den Kitas zum Lustgarten geplant, wo gegen 16.00 Uhr eine große Abschlussveranstaltung stattfinden sollte. Hintergrund für den Aktionstag ist, dass viele Kitas vor dem Kollaps stehen. Es fehlen Kitaplätze, Fachkräfte und klare gesetzliche Regelungen zu Finanzierung und Qualität. Am Morgen waren auf dem sogenannten KiTaCamp Potsdamer*innen sowie Vertreter*innen der Landtag-Parteien, der Landeshauptstadt und anderer Kommunen interviewt worden. Eingeladen hatte der KiTa-Elternbeirat.
Die AWO BV Potsdam e.V. und jetzt auch die gemeinsame LAG der AWO Brandenburg fordert seit Jahren, dass Träger und Gemeinden von bürokratischen Hemmnissen befreit sowie klare Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Das Essensgeld muss abgeschafft und in die Betriebskosten aufgenommen werden. Außerdem müssen Qualitätsanforderungen für Kitas gesetzlich festgeschrieben werden. Erzieher*innen bräuchten Zeit für alle Tätigkeiten, die zur Bildungsarbeit gehören und Kita-Leiter*innen müssen Zeit haben für die administrativen und weiteren Aufgaben.