Kinderarmut ist Secondhand

Regelsatz macht Wachstumssprünge nicht mit

Kinderarmut ist Secondhand

Wandgarderobe – 6 Haken, Turnschuhe, Turnbeutel, Jacke hängen daran. Text: 45,74 Euro im Monat (Hartz IV-Regelsatz für Kinder 6 - 14 Jahre) für Bekleidung und Schuhe.
Kampagne Kinderarmut

Regelsatz macht Wachstumssprünge nicht mit

Kinder wachsen. Vor allem schnell aus Schuhen, Hosen und Winterjacken heraus…
Und dann haben Kinder und Jugendliche einen eigenen Geschmack. Es muss blinken, glitzern, in der Lieblingsfarbe und cool sein. Kleider machen Leute. Für junge Menschen gehört zum Ausbilden einer eigenen Identität die Kleidung. Was ich trage, bin ich. Durch kaum ein anderes Symbol wird Gruppenzugehörigkeit und Anerkennung so stark definiert wie durch Bekleidung. Wer nie etwas Neues zum Anziehen hat, stattdessen getragene Kleidung bekommt, fühlt sich weniger wert, ist ausgeschlossen.


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Mit der Umstellung von der Sozialhilfe, die proaktiv Menschen in besonderen schwierigen Lebenslagen unterstützte, auf das sogenannte Hartz-IV-System wurde ein System der Armut geschaffen und verfestigt, in dem auch viele Kinder gefangen sind.

Ein letztes Beispiel: Für Bekleidung und Schuhe sieht der Regelsatz für die 6- bis 14-Jährigen einen monatlichen Betrag von 45,74 Euro und für die Altersgruppe 15 bis 17 Jahre von 41,23  Euro vor.

Kinder wachsen ... auch schnell aus allem raus

Damit lassen sich keine großen Sprünge machen, wenn man Wachstums-Sprünge macht. Gerade im Kindesalter passen Schuhe manchmal nach einem halben Jahr schon nicht mehr, wenn sie überhaupt so lange halten. Außerdem brauchen die Kinder Kleidung für jede Jahreszeit: Winterjacke, Regenmantel oder luftige Sommerkleider. Was in einem Jahr schon eine Nummer zu groß gekauft wurde, ist im nächsten bereits viel zu klein. Jugendliche möchten dazu gehören und das geht eben manchmal nur über das richtige Logo auf dem Kleidungsstück. Kinder aus armen Familien dürfen hier nicht das Nachsehen haben.

Wir haben in den vergangenen Tagen an Beispielen gezeigt, dass sich die Regelsätze nicht an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientieren und deshalb an der Realität vorbeigehen. Wir fordern ein Umdenken: Weg von der Kontroll- und Abwehrpraxis der Jobcenter und der Bundesagentur für Arbeit, zurück zu einem echten sozialen Wohlfahrtsstaat, in dem den Menschen solidarisch und unbürokratisch die Unterstützung zukommt, die sie zur Bewältigung ihrer persönlichen Notlage brauchen. Und die es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, unbeschwert aufzuwachsen. Gegen Kinderarmut, für echte Chancengleichheit.

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