Ob Tabak, Alkohol, Cannabis oder harte Drogen – wer von Suchtstoffen loskommen will, musste bisher im Rahmen der Selbsthilfe meist den Weg der vollständigen und lebenslangen Abstinenz einschlagen. Doch ist dieser kräftezehrende und schwierige Prozess der Enthaltsamkeit wirklich der einzige Weg, um ein Leben unabhängig von suchtbedingten Zwängen zu führen zu können? Kann und muss jeder Mensch zwingend dauerhaft abstinent leben? Der Dachverband Freie Suchtselbsthilfe (DFS e.V.) setzt sich seit 2018 dafür ein, die Konsumkompetenz einer Person und ihre individuellen Fähigkeiten für einen selbstbestimmten Umgang mit Suchtstoffen und Verhaltensweisen mit Abhängigkeitspotential zu stärken.
„Unter Konsumkompetenz verstehen wir die Fähigkeit des einzelnen Suchtkranken oder -gefährdeten, das Konsumverhalten so zu gestalten, dass die eigene körperliche, geistige und soziale Gesundheit, aber auch die Gesundheit des Umfelds erhalten oder wieder gewonnen wird“, heißt auf der Seite des Verbandes. Es soll nicht mehr nur um eine ausschließlich auf die Abstinenz gerichtete Lösungs- und Lebensweise in der Suchtselbsthilfe gehen. Suchtkranke und Suchtgefährdete sowie ihre Angehörigen sollen sehr früh und niedrigschwellig erreicht, motiviert und in die Selbsthilfe integriert werden. Es soll dabei eine Wahlfreiheit geben, ob entweder die Wiedererlangung einer Konsumkompetenz oder die Abstinenz der Weg aus der Sucht ist – selbstbestimmt von den Menschen. Voraussetzung für die Entwicklung einer Konsumkompetenz ist die Fähigkeit zur effektiven Informationssuche und –verarbeitung sowie zur Einschätzung der persönlichen Motive und Bedürfnisse für den Drogenkonsum. Zum Erlernen und zur Stabilisierung von Konsumkompetenz unterstützt der DFS mit Kursen, Trainings, Projekten und Coachings.