Nach dem Auftakt der insgesamt neun Gesprächsrunden „Fachgespräche im Fischglas“ am Dienstag zum Thema „Den ländlichen Raum stärken“ trafen sich jetzt Politiker*innen und Fachleute in den Räumen des AWO Ortsvereins Nauen. „Armut überwinden“ ist eine von neun Forderungen für unser eines Ziel einer sozial gerechten Gesellschaft. Das Programm heißt deshalb auch "AWO 1plus 9".
Einen kurzen Input zu den Themen Altersarmut, kostenloses Schulessen und Bildung und Teilhabe an Schulen gab Jörn Mensching vom AWO Büro KINDER(ar)MUT. Zu Gast waren auch viele AWO Mitglieder, die sich aktiv in die Diskussion im Format „Fishbowl“ einbrachten. So gebe es immer weniger Möglichkeiten für ältere Menschen zum Austausch. In Nauen existiere beispielsweise nur noch die Senioren-Begegnungsstätte der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt. Das sei zu wenig. Hier müsse die Politik mehr unterstützen – auch finanziell. Die Entwicklung der Sozialräume in den Städten und Gemeinden müsse mehr in den Blick genommen werden, forderte auch AWO-Vorstandsvorsitzende Angela Schweers. „Viele ältere Menschen ziehen sich zurück, alleine essen macht keinen Spaß, sie haben kaum noch Kontakte. Hier können Senioren-Begegnungsräume, Nachbarschaftshäuser oder Mehrgenerationenhäuser ein gemeinsames Mittagessen oder Freizeitangebote machen“, sagte sie.
Danach ging es um die Forderungen nach mehr Bildung und Teilhabe an Schulen sowie nach kostenlosem Schulessen für alle. Dafür tritt die Initiative „Schule satt!“ ein, die auch vom AWO Bezirksverband Potsdam unterstützt wird. Die Direktkandidatinnen von Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen, Andrea Johlige und Anja Stamm, unterstützten die Forderung. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche nicht mit leerem Magen in der Schule säßen. Viele Familien könnten sich das teils teure Schulessen nicht mehr leisten. Johlige betonte, mit kostenlosem Schulessen könne „eine Stigmatisierung von Armut“ vermieden werden. Der SPD-Direktkandidat Johannes Funke lehnte kostenloses Schulessen hingegen ab und verwies darauf, dass auch reiche Menschen damit unterstützt würden. Mit der Rasenmäher-Methode allen etwas geben, bringe nichts, sagte er.
Heute ist Tag 3 der Gesprächsreihe „Fachgespräch im Fischglas“. Wir sind zu Gast im AWO Kulturhaus Babelsberg zum Thema „Subsidiaritätsprinzip erhalten“. Dieses Sozialstaats-Prinzip wurde bereits vor rund 100 Jahren festgeschrieben, in der Weimarer Republik.