Nachbericht zum lautstarken Protest vor dem Landtag für Umsetzung der Kitareform
„Pappe satt –Alles heiße Luft!“
Nachbericht zum lautstarken Protest vor dem Landtag für Umsetzung der Kitareform
Die Ladefläche des mit Plakaten geschmückten Anhängers bewegte sich gleichmäßig und langsam nach oben, einige kleine Kisten rutschen bereits nach unten – dann ging alles richtig schnell. Dutzende leere Pappkartons purzelten auf die Pflastersteine des Alten Marktes vor dem Landtag in Potsdam und blieben schließlich dicht zusammengeknäult liegen. Die spektakuläre Aktion war der Höhepunkt der Kundgebung „Pappe satt – Alles heiße Luft!“ des Kita-Elternbeirates von Kita-Trägern, Verbänden und Gewerkschaften für ein neues Kita-Gesetz im Land Brandenburg und gegen den im März verfügten Stopp der Beratungen dazu. Auch der AWO Bezirksverband Potsdam e.V. nahm mit zahlreichen Erzieher*innen und Kita-Kindern an dem Protest teil.
In mehreren Redebeiträgen forderten Diakonie-Vorständin Andrea U. Asch, der Vorstand Paritätischer Brandenburg, Andreas Kaczynski, der Vorsitzende des Vorstandes DRK Brandenburg, Hubertus C. Diemer sowie der Kita-Elternbeirat die Politik im Land Brandenburg auf, die Verhandlungen über die im Koalitionsvertrag vereinbarte Kita-Reform mit den Akteuren, Landkreisen und kreisfreien Städten wiederaufzunehmen und noch in dieser Legislaturperiode abzuschließen.
„Seit zehn Jahren fordern Eltern, Fachkräfte und die Träger von Kindertageseinrichtungen verlässliche Rahmenbedingungen für die Kita-Betreuung. Und jetzt wird die Reform erneut verschoben? Wir erwarten eine Erklärung, warum der Koalitionsvertrag nicht eingehalten wird“, sagte Angela Schweers, Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirksverbandes Potsdam. Dabei gehe es nicht nur um einen besseren, sondern um einen echten Betreuungsschlüssel, der auch Urlaubs-, Krankheits- und Vertretungszeiten beinhaltet.
„Seit Jahren warten wir darauf, dass Qualitätsanforderungen für alle gesetzlich festgeschrieben werden“, sagte Schweers. Besonders gefallen habe ihr daher das Plakat einer Teilnehmerin der Kundgebung mit der Aufschrift „Ich bin keine Basteltante, ich bin Bildungsbeauftragte“. Erzieher*innen benötigen Zeit für alle Tätigkeiten, die zur Bildungsarbeit gehören und Kita-Leiter*innen müssen Zeit haben für administrative Aufgaben.
Der AWO Bezirksverband Potsdam fordert weiter, dass Träger und Gemeinden von bürokratischen Hemmnissen befreit sowie klare Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Das Essensgeld muss zudem abgeschafft und die Essensversorgung von allen Kindern vollständig in die Betriebskosten aufgenommen werden. Gerechte und sozialverträgliche Elternbeiträge müssen durch eine Vorgabe des Landes sichergestellt werden, „um die örtlich unterschiedlichen Beiträge und Belastungen für Familien aufzulösen“, wie es übrigens schon im Koalitionsvertrag heißt. Na dann: Machen!