Was kann eine Kommune tun, wenn der Wohnungsmarkt seit Jahren wie leergefegt ist? Welche Entscheidungen werden auf Bundes- oder Landesebene getroffen und wie kann eine Stadt wie Potsdam dazu beitragen, dass die Menschen ein neues Zuhause finden oder ihres nicht verlieren? Am gestrigen Montag diskutierten Fachexpert*innen und Kommunalpolitiker*innen im „Fachgespräch im Fischglas“ zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum für alle“, eine von neun Forderungen unseres Programms „1 plus 9 – ein Ziel, neun Forderungen für eine sozial gerechte Gesellschaft“. Die vierte Veranstaltung im Format „Fishbowl“ zu den anstehenden Kommunal- und Europawahlen fand im AWO Haus „Alte Druckerei“ in der Sellostraße in Potsdam-West statt. Dort sind unter anderem das AWO Living Museum und weitere Einrichtungen untergebracht.
Im Fishbowl“ sitzen die Experten*innen in einem Kreis in der Mitte. Die Zuschauer*innen befinden sich in einem zweiten äußeren Kreis und können jederzeit Fragen stellen, indem sie sich auf einen freien Stuhl in die Mitte setzen. Dadurch entstand auch diesmal eine offene und lebhafte Diskussion über dringend benötigte Korrekturen, um neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ein aktuelles Konzept für die Wohnungsnotfallhilfe in den Kommunen und wie langjährig wohnungslose Menschen in Einrichtungen beheimatet werden können. Das Input hielt Katja Fisch, Referentin für die Gemeinsame Landesarbeitsgemeinschaft (AWO LAG) der Arbeiterwohlfahrt in Brandenburg. An der Diskussion nahmen unter anderem auch Anne Hinsche, Leiterin der ambulanten betreuten Wohngruppe W13 sowie die Vorstandsvorsitzende der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt, Angela Schweers, teil. „Die Verwaltung muss einfach schneller werden. Es kann nicht sein, dass Anträge auf Wohngeld monatelang nicht beantwortet werden. Das würde schon viel bewirken“, sagte Schweers. Auch sei es unverständlich, dass es immer noch Zwangsräumungen von Wohnungen gibt. Jeder Fall könne verhindert werden, über die Schuldnerberatung oder Vereinbarungen mit den Vermietern, eben über Prävention.
Anne Schweiger, Leiterin der Ambulanten Wohn- und Eingliederungshilfe „Der Laden“ verwies in diesem Zusammenhang auf eine Fort- und Weiterbildung des AWO Bezirksverbandes Potsdam zur Messie-Fachkraft, die im Oktober beginnt. In der knapp neunmonatigen Ausbildung zum Thema „Messie-Syndrom“ und wie betroffenen Menschen geholfen werden kann. Die Weiterbildung nach Psychotherapeutin Veronika Schröter ist für Teilnehmer*innen aus dem Land Brandenburg über die Investitionsband des Landes Brandenburg (ILB) förderfähig und schließt mit einem Zertifikat ab. Weitere Infos hier: https://awo-potsdam.de/de/seminar/seminar-368-03-10-2024/
Es entstand im Fishbowl eine lebhafte Debatte mit Denise Leonardt (SPD), Lars Eichert (CDU), Konstantin Gräfe (Linke), Anja Heigl (Die Andere), Franziska Ludwig (Die Partei) und Volker Zimmermann (FDP).
Am morgigen Donnerstag macht das „Fischglas“ im AWO Seniorenzentrum Jüterbog Station – zum Thema „Pflege neu denken“.